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Schauspieler-Porträt: Claus Peter Kuhn, Regionalkantor

Mein Name ist…

Claus Kuhn

Was ist mein Beruf?

Ich bin studierter Kirchenmusiker und bei der Diözese Passau als Regionalkantor angestellt.

Sehe ich zwischen der Rolle, die ich spiele, und meinem Beruf einen Zusammenhang?

Ja, eindeutig. Als Chorleiter und als Gesangs- und Orgellehrer bin ich oft der Clown vom Dienst, der versucht, zum einen stimmbildnerische Hilfestellung zu geben, zum anderen über die Darstellung von Emotionen musikalischen Ausdruck zu vermitteln.
Dass der Koch, den ich spiele, zusehen muss, wie seine Herrschaft sehenden Auges in ihr Verderben rennt (und in der Konsequenz seinen, also Rumolts Dienst überflüssig macht), darin kann ich beim besten Willen keine Parallele zu meinem Beruf erkennen.

Wie bin ich zum Theaterspielen gekommen?

Die ersten schauspielerischen Erfahrungen sammelte ich, unter Anleitung meines vier Jahre älteren Bruders, als Puppenspieler im Kasperltheater – so haben auch Fritz und Elmar Wepper angefangen! Ein unvergessliches Erlebnis war, wie wir zum Erschrecken unseres erziehungsberechtigten Publikums einen überzeugend echt rauchenden Brand auf die Kasperlbühne zauberten – indem wir Unmengen an Bovisten zerdrückten. Erwachsen geworden, habe ich diverse Rollen in diversen Stücken gespielt. Eines Tages saß ich frühabends in einem Konzert per Zufall neben Peter Glotz und war spät abends Mitglied beim „Offenen Theater Deggendorf“.

Für welche Art von Rollen und Charakteren wurde ich bisher besetzt?

Irgendwie waren sie alle Dummköpfe. Der letzte in dieser Reihe war vergangenen Sommer Philip Klapproth aus der „Pension Schöller“. Der lässt sich ja auch einige Bären aufbinden, weil es ihn gelüstet, die Welt so zu sehen, wie er sie gerne sehen will.

Welche Rolle, welchen Charakter würde ich gerne einmal spielen und warum?

Den Bösewicht. Ist das nicht der Wunsch vieler Schauspieler? Warum eigentlich? Vielleicht wäre es doch besser zu antworten: Einen Menschen mit Problemen.
Mit der Rolle des Koches Rumolt darf ich nun schließlich einen echten Narren geben: den einzig Klugen unter all den Narren…

Was fasziniert mich am Nibelungen-Stoff? Welche Gefühle und Leidenschaften
sehe ich darin dargestellt?

„Die Nibelungen“? Ein Lehrstück über Liebe und Vernunft. Es demonstriert, dass die Liebe heilig ist und ihre Missachtung viele Leben ruiniert. Und es demonstriert die Gefahr unbedingter Treue, die nicht nach möglicherweise ungewollten Folgen fragt. Ist das wahre Liebe und ist das wahre Treue, wenn sie sich allein auf einen einzigen Menschen fokussiert, statt sich um alle Menschen zu kümmern? Ist es möglich, sich eindeutig zwischen guter und böser Tat zu entscheiden? Zeitigt nicht jede Tat unzählige Folgen, die in die Entscheidungsfindung mit einfließen müssen? Der kriegführende Putin einerseits und das Ringen um richtige Reaktionen andererseits zeigen die Aktualität dieser Dilemmata. Wird und soll am Ende nur ein verlassener Hunnenkönig Etzel übrigbleiben?

Halte ich den Nibelungenstoff für einen historischen Stoff? Oder halte ich Ihn für
zeitlos?

Das Nibelungenlied führt diverse Überlieferungen historischer Begebenheiten aus unterschiedlichen Zeiten und mythische Erzählungen zusammen. Es ist fiktionale Literatur unter Verwendung teilweise historisch bezeugter Namen. Oft stellt fiktionale Literatur die Wahrheit aber gründlicher und tiefergehend dar als historische Fachliteratur das vermag.

Seit wann und wie gut kenne ich die Geschichte?

Ich kenne Richard Wagners vier Opern, die Romane „Rheingold“ und „Wodans Fluch“ von Stephan Grundy, Hans Obermeiers bayerische Nacherzählung. Und vergangenen Winter habe ich das Nibelungendrama von Friedrich Hebbel gelesen. Ich wollte mir das Warten auf unser neues Textbuch versüßen.

Was finde ich an meiner aktuellen Rolle interessant?

Die Kombination von lebendigen Spielszenen beim Plattlinger Gastmahl und philosophierenden Monologen.

Fällt es mir schwer, Texte zu lernen? Welche Tricks wende ich
dabei an?

Ich habe meinen Text relativ schnell intus. Das liegt vor allem daran, dass ich mich, sobald ich das Stück in Händen halte, damit beschäftige. Wichtig: nicht sofort Wort für Wort lernen, sondern sich zunächst den Ablauf einer Szene einprägen, wissen, was die Partner sprechen, dann ergeben sich meine Stellen meist von alleine, als Reaktion darauf.

Wie nehme ich die Zeit der Proben wahr? Fühle ich mich gefordert? Überfordert?

Vergangenen Sommer waren die Proben für „Pension Schöller“ der Höhepunkt einer jeden Woche – in dieser Zeit der coronabedingten Kontaktarmut! Es ist ein Genuss, an sich selbst bzw. im Miteinander mit der Regie und den jeweiligen Partnern arbeiten zu können. Überfordert fühle ich mich eigentlich nicht. Wenn in einer Probe etwas nicht klappt, lässt man es sich halt eine Woche durch den Kopf gehen, dann wird es schon. Wichtig ist nur, dass die Atmosphäre zwischen den Spielern nicht belastet ist.

Fällt es mir schwer, Neues auszuprobieren, aus mir herauszugehen?

Eher nicht. Ich nehme mich selbst ja nicht so ernst. Die Hauptsache ist das Kunstwerk.

Wie erlebe ich die Probenzeit im Team? Was macht die Zeit vor dem Spiel besonders?

Letztes Jahr hatten wir nach meinem Gefühl die rechte Ausgewogenheit zwischen zielgerichtetem Arbeiten, kleinen Scherzen und guten Gesprächen. Möge das wieder so werden! Wenn man von Mal zu Mal sieht, wie das Stück wächst, sich auf dessen Vollendung freut, also für diesen Sommer ein erreichbares Ziel vor Augen hat, dann ist das doch eine gute Zeit. Und jede gute Zeit ist eine besondere Zeit.

Worauf freue ich mich beim Nibelungen-Festspiel am meisten und warum?

Ich bin ja das erste Mal dabei. Das weiß ich jetzt noch nicht.

Welche Gedanken habe ich unmittelbar vor und nach meinem Auftritt?

Vor einer Aufführung: „Haha, hihi, ich freu mich so.“ Oder: „Wenn der Anfang sitzt, dann läuft das ganze Stück.“
Nach einer Aufführung empfinde ich ein gedankenloses Wohlgefühl – über einen in Gemeinschaft mit anderen Menschen aktiv erlebten schönen Abend.

Etwas Aberglaube gehört dazu – das mache ich immer vor dem Auftritt:

Nochmal auf’s Klo gehen. Nicht aus Aberglauben, sondern aus Vernunftgründen.

Wie gehe ich mit Kritik von Medien, Kolleginnen, Kollegen und Zuschauern um?

In der Regel muss man um ehrliche und eben auch kritische Kommentare betteln. Ich bin froh um jeden, der mich zum Nachdenken über mein Tun anregt. Wenn mich jemand schlechtredet, weil er mich nicht mag, dann hat das ja nichts mit meiner Leistung zu tun, sondern mit dem zwischenmenschlichen Verhältnis. Dann ist es eine lohnende Aufgabe, die Qualität des Miteinanders zu verbessern.

Habe ich schon einmal jemandem ein Ticket für das Nibelungen-Festspiel
geschenkt?

Ich muss zugeben, dass ich das Nibelungen-Festspiel in früheren Jahren eher nur als Meldung in der Tageszeitung wahrgenommen und diese Meldung nur überflogen habe. Da nahm ich auch eigentlich nur das historische Festtreiben wahr und gar nicht das riesige Theaterprojekt, das ja wohl doch der Kern und die Hauptsache dieser Tage sein sollte.

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