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Schauspieler-Porträt: Maria Armansperger

Mein Name ist…

Maria Armansperger

Amateurschauspielerin bin ich seit ...

…den späten Neunzigern.

Was ist Ihr Beruf? Sehen Sie zwischen der Rolle, die Sie spielen, und Ihrem Beruf einen Zusammenhang?

Ich arbeite als Sozialpädagogin am bfz in Deggendorf. In meinem Berufsalltag verbringe ich viel Zeit mit Menschen. Ich muss Termine planen, Wissen vermitteln, schlichten, motivieren und diene als verbindendes Element zwischen verschiedenen Leuten, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Schlüpft man in die Rolle als Regieassistentin, ändern sich eigentlich nur die Vokabeln, die man benutzt: Unterrichtsplanung, Schüler, Arbeitsmaterial, Probenplan, Schauspieler, Requisiten. Parallelen gibt es viele.
Bei Frigga hingegen bin ich mir nicht sicher, wie pädagogisch feinfühlig sie ist, wenn sie von ihren dunklen Visionen und der männermordenden Brunhild erzählt. Aber genau solche Differenzen zum Alltagsleben machen den Reiz am Spiel aus.

Aus dem Nähkästchen geplaudert ;-) Welche Gedanken habe ich unmittelbar vor und nach der Aufführung – als Regieassistenz?

Bei Freilichtspielen ist mein zentraler Gedanke immer: Hält das Wetter? Alles andere kann man gut vorbereiten, schnell etwas improvisieren oder über Teamarbeit auffangen. Es wurden schon kaputte Requisiten in Sekunden mit Panzertape repariert, gerissene Hosen getackert und erkrankte Spieler bei der Premiere ersetzt. Aber dem Wetter sind wir auf der Bühne einfach ausgeliefert – trotz Magdalenendach. Nach dem Spiel ist meistens vor dem Spiel – der erste Gedanke gilt dem Abbau, dass alle empfindlichen Mikrofonteile wieder da sind und keine Requisiten verloren gehen. Erst wenn alles in Ordnung und aufgeräumt ist, geselle ich mich beruhigten Gewissens zu den – meist feiernden – Mitspielern.

Etwas Aberglaube gehört dazu – „Es müssen keine Namen genannt werden“ - welche netten Macken gibt es bei den Schauspielern?

Was Aberglaube auf der Bühne angeht, bin ich meiner Wahrnehmung nach mit Abstand die Schlimmste in der Gruppe: Wenn die Generalprobe eine Katastrophe ist, wird die Premiere gut, vor der Aufführung nicht „viel Glück“ wünschen, niemals auf „Toitoitoi“ mit „Danke“ antworten und auf gar keinen Fall auf der Bühne pfeifen. Bei den Spielern gibt es einen nicht näher benannten König, der eine besonders grandiose Glücks-Boxershort hat, wohingegen gewisse Drachentöter eine Tendenz entwickelt haben, ihre Kostüme während der Aufführung zu zerstören.

Welche lustigen Geschichten gibt es von den Proben?

Die besonders lustigen Momente in den Proben leben in der Regel von der Situationskomik. Nicht selten wird es zusätzlich dadurch befeuert, dass improvisiert werden muss, weil noch nicht alle Requisiten vorhanden sind, oder ein Spieler verhindert ist. Ein Baumwolltuch wird dann schon mal schnell von der Tischdecke, zum Keuschheitsgürtel, zur Tarnkappe umfunktioniert, ein Holzstab ist ein Schwert, ein Speer oder ein Mitspieler. Wer da nicht aufpasst, schwingt schon einmal verwegen einen „niedergestreckten Hunnen“ durch die Luft. Als Regieassistenz schlüpft man häufig als Vertretung in die unterschiedlichsten Rollen und ist sich dann manchmal selbst nicht mehr ganz sicher, ob man Kriemhild jetzt als Mutter Ute mütterlich auf die Stirn küsst, oder ob man sie gerade als Siegfried geheiratet hat. Unvergessen bleibt auch eine Probe, bei der Kriemhild ihren toten Gatten beweint, der an diesem Tag durch einen Pappmaschee-Stein und ein Plüsch-Schwein gedoubelt wurde.
Beschreibe die Regie in 3 Worten.
„Lasst euch überraschen!“ ????

Lieber Regieassistentin oder Schauspielerin?

Ich kenne mich mittlerweile gut genug, dass ich zumindest bei den Nibelungen nicht das eine machen und das andere lassen kann. Beides macht mir Spaß und ist auf sehr unterschiedliche Art kreative Herausforderung und Ventil für aufgestaute Emotionen.

Ich als Schauspielerin: Wie bin ich zum Theaterspielen gekommen?

Der erste Auftritt, an den ich mich bewusst erinnere, war in der dritten Klasse als Eule in einer Eigenproduktion im Schulspiel. Bei den Nibelungen in Plattling bin ich seit 2010 als Schauspielerin dabei. Dazwischen war ich in allerlei Theater-AGs, Schulspielgruppen und Ferienaktionen – egal ob Rollenspiel, Puppentheater, Pantomime, Musical oder Opernfreizeit. Meinen ersten Einsatz als Regieassistenz hatte ich ebenfalls im Jahr 2010 beim damaligen Regisseur Andreas Wiedermann bei einer Inszenierung von Mozarts Oper „Idomeneo“ im Müller’schen Volksbad in München.

Für welche Art von Rollen und Charakteren wurde ich bisher besetzt?

Ich wurde bisher sehr unterschiedlich besetzt und genau dieser Wandel gefällt mir. Die namhafteste Rolle bei den Nibelungen hatte ich wohl 2018 als Mutter Ute – die meiste Zeit auf der Bühne hatte ich, denke ich, 2014 in sechs verschiedenen kleinen Sprechrollen mit insgesamt neun Kostümwechseln – manche davon im Laufen. Bei der Pension Schöller im letzten Jahr durfte ich lautstark den Frauenverein anführen.

Welche Rolle, welchen Charakter würde ich gerne einmal spielen und warum?

Ich würde behaupten, dass ich im Alltag eher auf Harmonie aus bin und ich versuche ausgleichend auf mein Umfeld einzuwirken. Vielleicht ist das ein Grund, warum mich die „bösen“ Rollen eher reizen, als „die Guten“. Dabei sind es nicht zwingend die Hauptrollen mit viel Text, die die interessantesten Figuren darstellen. Da spannende, handlungstreibende Personen jedoch in klassischen Stücken zumeist männliche Charaktere sind, – mit Ausnahme von Kriemhild vielleicht? – finde ich auch Hosenrollen und Geschlechtertausch interessant.

Was fasziniert mich am Nibelungen-Stoff? Welche Gefühle und Leidenschaften sehe ich darin dargestellt? Halte ich den Nibelungenstoff für einen historischen Stoff? Oder halte ich Ihn für zeitlos?

Die Antwort wird jetzt eher pädagogisch, aber: ich denke, dass alle menschlichen Katastrophen bei den Nibelungen, die zum Tod Siegfrieds geführt haben, durch fehlerhafte oder mangelnde Kommunikation in Beziehungen ausgelöst wurden. Alles ist aufgebaut auf verletztem Stolz, mangelndem Vertrauen, unaufgelösten Missverständnissen und dem unbedingten Willen, seinen eigenen Geltungsdrang durchzusetzen. All das sind Themen, die noch heute aktuell sind – und unendlich oft in Büchern, Filmen, daily-soaps aber auch den Nachrichten verarbeitet werden. Die Eskalationskurve, die Kriemhild später durchläuft, findet man hingegen – zum Glück – eher selten. Nichtsdestotrotz verspüre ich immer an den gleichen Stellen das dringende Bedürfnis, die Protagonisten bei besonders schlechten Entscheidungen kräftig zu schütteln, um den Denkprozess anzuregen.

Fällt es mir schwer, Texte zu lernen? Welche Tricks wende ich dabei an?

Wenn ich die Bilder vor meinem inneren Auge abspielen kann, weil ich die Szene bereits bildlich im Kopf habe, fällt mir das Textlernen am leichtesten. Außerdem lerne ich gut in Bewegung und gehe oft spazieren, bis der Text sitzt. Längere Monologe hängen bei mir immer am Badezimmerspiegel oder an der gläsernen Duschwand, wo sie beim Zähneputzen und Duschen wiederholt werden.

Worauf freue ich mich beim Nibelungen-Festspiel am meisten und warum?

Das Highlight für mich ist immer das, was Backstage abläuft. Egal ob vor, während oder nach den Aufführungen: hinter und neben der Bühne entstehen die besten Geschichten. Es gibt Insider-Witze, parallel nachgespielte Parodien, tanzende Menschen, fröhliche Pannen, Hochgeschwindigkeits-Kostümwechsel, lustige Stillleben und geschäftiges Gewusel. Wer noch nie gesehen hat, wie eine Gruppe Ritter mit Schwertern bewaffnet auf dem Parkplatz den Verkehr regelt, während Menschenmassen mit Hilfe von laminierten Klappkarten und Walkie-Talkie passend zur Musik auf die Bühne gejagt werden und drei Leute eine Vierte im Laufen umziehen, hat das Stück nur zur Hälfte gesehen.

Warum ist der Nibelungenmarkt in Plattling so besonders?

Das wichtigste sind die Menschen, die dabei sind. Wenn man nach getaner Arbeit am Lagerfeuer oder im Lager feiert, weiß man, wofür man über Monate hinweg seine Freizeit geopfert hat.

 

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